Katastrophen, oder neudeutsch „Großschadensereignisse“ scheinen oftmals unausweichlich. In Deutschland sind es insbesondere Naturereignisse wie die Hochwasser an Rhein, Donau, Elbe und Oder, die Millionen von Bundesbürgern mit einiger Regelmäßigkeit treffen. Aber auch die für die Zukunft wohl häufiger zu erwartenden Starkwetterereignisse können einen überall treffen. Die Verbindung mit den Naturelementen verstärkt den Eindruck, es handele sich um weitgehend hinnehmbare Unglücke, bei denen es allenfalls um Schadensbegrenzung gehen könne. Doch dieser Eindruck täuscht gewaltig.

Schon bei der Analyse der Ursachen von Naturereignissen wie dem Hochwasser stößt man häufig auf Auswirkungen menschlicher Eingriffe wie z.B. Flussbegradigungen, zunehmende Flächenversiegelungen oder Bodenerosionen. Vor diesem Hintergrund werden heute Begriffe wie der der Naturkatastrophe zunehmend kritisch hinterfragt, weil er eine „Natürlichkeit“ des Ereignisses suggeriere, die es wegen menschlicher Beteiligung kaum noch gebe und sie nur dann katastrophale Folgen habe, wenn es an entsprechenden Vorkehrungen fehle. Gerade die Diskussion um den Klimawandel und die mit ihm verbundenen Folgen verstärken diesen Eindruck.

Noch auffälliger wird dies bei einem der heute zentralen Felder des Katastrophenschutzes, den kritischen Infrastrukturen. Dort bewegt man sich ganz im Bereich menschengemachter Katastrophen, also übergreifender Schadenslagen, bei denen wir letztlich einen Preis der Modernisierung in Gestalt kaum zu überschauender Risiken bezahlen. Energie- Informations- und Verkehrsnetze sind selbstverständlicher Teil des Alltages aller Bundesbürger und mittlerweile so weit integriert und vernetzt, dass selbst kleine Störungen der Abläufe katastrophale Folgen für eine große Anzahl von Menschen nach sich ziehen können. Mit am besten erforscht ist dies etwa für den Stromausfall, bei dem bereits nach wenigen Stunden lebensbedrohliche Situationen eintreten. Bei Hochrisikotechnologien wie der Atomkraft wird Fukushima auf absehbare Zeit das furchterregendste Beispiel bleiben.

Der Katastrophenschutz zählt in der Politik deshalb völlig zu Unrecht zu den Orchideenfächern. Denn er gibt, richtig verstanden, wichtige Hinweise für eine konsequente, folgenorientierte Politik. Der beste Katastrophenschutz liegt in der frühzeitigen Prävention der typischen Risiken von Großschadensereignissen. In ganz vielen Fällen weist deshalb unser grüner Blick auf „das Ganze“, z.B. in der Industrie- und Energiepolitik von vornherein in die richtige Richtung. Ergänzend zählt aber auch ein guter Realitätssinn. Die Modernisierung und steigende Komplexität unserer Gesellschaft lässt sich nicht aufhalten, gestalten aber schon. Wir brauchen deshalb zusätzlich einen effektiven Katastrophenschutz.

Mein Engagement in der fraktionsübergreifend angelegten Initiative Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit dient diesem Ziel. Wer in diesem Feld etwas bewegen will, braucht breite Mehrheiten. Zusätzliche Hürden bringt die föderale bis hin zur kommunalen Aufgabenaufteilung mit sich, die deshalb nicht nur als Vorteil, sondern auch als Hindernis bei der Bewältigung katastrophaler Ereignisse gesehen werden kann. Hervorstechendstes Merkmal der Politik des Katastrophenschutzes ist damit die Zersplitterung der Zuständigkeiten und die Notwendigkeit der Einbindung auch zahlreicher nichtstaatlicher Akteure wie z.B. der vielen und überwiegend ehrenamtlich tätigen Hilfsdienste. Unter den öffentlichen Akteuren sticht das Technische Hilfswerk besonders hervor.