Mein Praktikum dauerte von 10.-14. Dezember 2012. Doch schon eine Woche im Büro von Konstantin von Notz –und hierin liegt die Kunst eines guten Praktikums– ermöglicht einen systematischen Überblick und besseres Verständnis der Arbeitsweise des Bundestags allgemein und der eines Abgeordnetenbüros im speziellen, denn: als Praktikant wurde ich wunderbar an die Hand genommen, bekam zu allem ergänzende Erklärungen und fand immer jemandem, der meine Fragen beantwortete.

Ganz in diesem Sinne begann die Sitzungswoche mit einer Bürobesprechung zwischen Konstantin und seinen Mitarbeitern. Anhand eines Wochenrückblicks bzw. einer Wochenvorschau war ich sogleich gut in die aktuellen Themen und die anstehenden Termine eingeführt und hatte die eigenen Termine auf einem ausgedruckten Kalenderblatt markiert. Auf dem Weg zu Terminen wurde ich stets schnell gebriefed, worum es gehen und wer anwesend sein wird. Bei Besuchergesprächen durfte ich oft zu kurzen Nachbesprechungen bleiben, so dass ich die einzelnen Positionen und das mögliche weitere Vorgehen besser einordnen konnte. Hilfreich ist außerdem Konstantins Erklärungen an seine (Wahlkreis-) Besuchergruppen zu hören, da er hier nochmal die Basics des Bundestagsbetriebs, Aufgaben und Freiheiten eines jeden Abgeordneten, den Aufbau einer Sitzungswoche und ähnliches auf einfache und unkomplizierte Weise beschreibt. Häufig kommen Schulklassen, alle Fragen sind erlaubt und die ungezwungene Atmosphäre zeigt, dass Konstantin viel daran liegt bei seinen Zuhörern ernsthaftes Verständnis, Interesse und Freude an Politik zu wecken. Er führt sein Amt mit starkem Verantwortungsgefühl, Präzision und Vermittlungsbedürfnis. Ohne beeinflusst zu werden kann man von ihm das Entwickeln eines sicheres Rechtsempfindens und Urteilsvermögens lernen. Auch seine Themen selbst sind schnell zugänglich und einfach spannend. All das macht nicht nur Spaß während des Praktikums, sondern weckt auch anhaltendes Vertrauen in die politische Kompetenz und das Selbstverständnis der Abgeordneten. Sowohl die MdB’s als auch der Mitarbeiterstab sind mir als allgemein hoch motiviert, kompetent und nicht zuletzt ziemlich hart arbeitend begegnet.

Insgesamt sorgt Bettina dafür, dass die Praktikanten möglichst alles einmal mitnehmen: ich ging mit in die Projektgruppe Verbraucherschutz, saß im Unterausschuss Neue Medien, begleitete eine AK III Sitzung und Vorbesprechungen dazu, sah den Innenausschuss und das dazugehörige Vorbereitungsgespräch, war beim Roundtable Meeting zur Kulturflatrate, einem Obleutegespräch der Enquete, dem Besuch zweier Wahlkreisgruppen, einer Fraktionssitzung und mehreren  Besuchergesprächen dabei usw..

Nachdem ich diese verschiedenen Ebenen der „Hintergrundarbeit“ gesehen hatte, konnte ich die Plenumsdebatten auch mit ganz anderen Augen sehen. Diese sind ja der Teil des Bundestags, den man als Bürger am besten kennt. Letztlich ist aber der Schlüssel zum Bundestag gerade dieser sogenannte Hintergrund. Neben den eigenen Aufgaben ist es daher empfehlenswert die zahlreich zu Verfügung stehenden Ressourcen zu benutzen wie z.B. die Bibliotheken, den nach Themen sortierten Pressespiegel zu lesen oder einfach durch Pressemitteilungen und Reden zu stöbern. Ein Praktikum ist ein schließlich auch ein guter Anlass die eigenen politische Bildungslücken zu schließen. Die eigenen Aufgaben als Praktikant hängen mitunter von der Praktikumsdauer ab und reichen von eigenen Projekten zu Themenrecherchen, Unterstützung bei Briefen, den Datenbanken und ähnlichem.

Die Fraktion generell habe ich als sehr offen erlebt, sowohl im Diskutieren (wofür viel Zeit eingeräumt wird), als auch was das Ansprechen anderer Büros angeht. So wurde mir teilweise angeboten doch einfach in einer freien Minute vorbeizuschauen, um die Fraktionsposition zu einem der neuen Gesetze erklärt zu bekommen. Und auch beim gemeinsamen Mittagessen lernt man weitere Mitarbeiter kennen, die einem zu ihrer Arbeit und (als Student auch immer spannend!) zu ihrem Werdegang Auskunft geben. In Konstantins Büro sind die Hierarchien locker, so dass man sich auch als Praktikant sehr schnell wohl und eigentlich gar nicht so sehr nur als Praktikant fühlt.

Abschließend kann ich jedem ohne Einschränkungen sehr empfehlen, die Chance eines solchen Praktikums zu nutzen- für ein differenzierteres und informierteres Bild unserer Demokratie und zur eigenen Meinungsbildung. Ich bin jeden Tag sehr gerne gekommen und habe am Abend zufrieden die Zeitungsstände passiert in dem Wissen, dass ich zumindest einen Teil dessen, der darin beschrieben wird, eben noch selbst erlebt hatte.

Für die vielfältigen Einblicke und freundschaftliche Aufnahme in das Team möchte ich mich bei allen- Konstantin, Bettina, Jörn und Nils- sehr herzlich bedanken, es waren ausgesprochen inspirierende Tage aus denen ich viel mitgenommen habe!