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Oliver Krischer zu Gast in Geesthacht auf seiner Tour mit Konstantin von Notz und Manuel Sarrazin in Schleswig-Holstein

Im Anschluss an die Besichtigung des Reaktor-Rückbaus im Helmholtz-Zentrum diskutierten die Sprecher für Energiewirtschaft und Europapolitik Oliver Krischer, MdB und Manuel Sarrazin, MdB zusammen mit dem Wahlkreisabgeordneten Konstantin von Notz und interessierten BürgerInnen und Parteiaktiven beim grünen Bürgerstammtisch in Geesthacht.

Der Energieexperte und bergrechtlich leidgeprüfte Abgeordnete Oliver Krischer konnte dabei kenntnis- und erfahrungsreich von den bisherigen bzw. geplanten Fracking-Vorhaben in Deutschland wie den USA oder Polen berichten. Vor wenigen Jahren hätten selbst die allermeisten Fachleute die aufkommende Problematik unkonventioneller Gas- und Ölforderung in Deutschland unterschätzt. Dabei hätte deren jüngster Boom große, teils paradoxe Auswirkungen auf den weltweiten Energiemarkt, vor allem aber auch immer auf Natur, Anwohner und Erdbebensicherheit in den betroffenen Gebieten vor Ort.

Der diffuse Sammelbegriff „Fracking“ mache vielen Menschen so Angst, weil sie nicht zu unrecht vor allem damit die schonungslose Ausbeute der letzten Energiereserven ohne Rücksicht auf Böden, Trinkwasser und seismische Risiken verbinden würden. „Allein die Grunddenkweise dahinter ist schon so pervers“, betonte der Möllner Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz, in dessen Wahlkreis eines der Sondierungsgebiete für mögliche Frackingprojekte liegt: „Anstatt die eigene Energieverschwendung zu überdenken, wird blind die Erde bis zum Letzten ausgewrungen. Und wie wir heute im Forschungsreaktor gesehen haben, kommt dieser technokratische Machbarkeitswahn am Ende ungleich teurer, ob es nun verstrahlte Landschaften oder verunreinigtes Trinkwasser ist.“

Oliver Krischer mahnte trotz dieser berechtigten Kritik eine differenzierte Auseinandersetzung an: Unter Fracking lässt sich vieles summieren, nicht nur die gefährliche und kontraproduktive Gasförderung mit Chemikalien, die nichts zur einer nachhaltigen Energiesicherung beiträgt, außer die unausweichliche Energiewende um wichtige Jahre im Kampf gegen die Erderwärmung zu kosten. Anders sieht es bei Technologien wie der Geothermie oder Sicherung von ehemaligen Bergbaugebieten aus, für die z.T. auch Fracking zum Einsatz kommt. Wir fordern daher eine klare Absage an Gas-Fracking, zugleich aber ein Moratorium, um unter engen Umwelt- und Sicherheitsstandards für sinnvolle Zwecke wirklich saubere Technologien zu erforschen“.

Manuel Sarrazin lenkte als Europapolitiker zum Abschluss den Blick auf die weltweiten energiepolitischen Zusammenhänge: In ganz Europa sei bis auf Polen und Deutschland Fracking klar abgeschrieben, die vermeintliche Energieunabhängigkeit vom ethisch problematischen Gaslieferanten Russland aber gerade dort von großer Anziehungskraft. „Hier hilft aber die europaweite Vernetzung von Umweltinitiativen und nicht zuletzt auch das recht tief vergemeinschaftete Umweltrecht, dass allzu gravierenden Fracking-Projekten hoffentlich einen Riegel vorschiebt.“

Als ein „Armutszeugnis für die Informationsfreiheit und Bürgerbeteiligung in Deutschland“ müsse dann doch erst recht das Bergrecht aus dem letzten Jahrhundert angegangen werden, forderte Konstantin von Notz. „Es kann nicht sein, das jedes Windrad mehr Genehmigungen braucht, als schwerste, teils unwiderrufliche Eingriffe in Böden und Umwelt in meinem Wahlkreis, der zurecht so glücklich über seine wunderschönen Landschaften ist.“