Zur Debatte um den Austritt des Bürgermeister Voß‘ aus der Ratzeburger Schützengilde, der damit eine klare Distanzierung von rechtsextremen Aktivisten in ihrem Umfeld einfordert, positioniert sich nun der Wahlkreisabgeordnete Konstantin von Notz in einem am 11.Juli in den Lübecker Nachrichten veröffentlichten Leserbrief (ungekürzte Fassung):

Ja, wir leben in einer freiheitlich-pluralistischen Gesellschaft: Solange nicht gehetzt wird, kann jeder seine Gesinnung äußern – im Zweifel leider selbst eine stramm rechte. Allerdings steht es jedem Demokraten ebenso frei, dies klar zu kritisieren. Damit freilich aus dem scheinbar harmlos eingestreuten Vorurteil nicht unwidersprochen eine Hasskultur mit Todesdrohungen und Gewalt gegen Polizisten (wie in Ratzeburg) bis hin zu politischen Morden (wie in Mölln) erwächst, müssen wir alle früh und klar widersprechen. Das geht das ganze demokratische Spektrum von links bis rechts an, aber eben auch alle Gesellschaftsbereiche vom Ladenvermieter bis zum Fußballverein.

Denn Rechtsextreme haben erkannt, offene Hassgewalt kommt schlechter an als das vermeintlich hehre Engagement in KiTa, Kirche oder Feuerwehr – doch am Ende steht auch hier ihre menschenverachtende Ideologie; das zeigen rechte Strategiepapiere und Fälle, wo der dorfbekannte Wohltäter sich abends als rechter Schläger entpuppt. Wenn also ein Verein einen Musikanten nicht engagiert, weil er als ehemaliger und nicht geläuterter NPD-Aktivist einschlägig bekannt ist, ist das sein gutes Recht und eine Frage politischer Haltung – nicht aber eine von Gesinnungsschnüffelei oder gar der Kunstfreiheit.

Jedwede politische Gewalt ist zu verurteilen, deswegen aber nicht über einen Kamm zu scheren: Deutscher Nazi-Terror hat zur größten Katastrophe dieses Kontinents und allein nach 1990 zu über 150 Todesopfern geführt. Nazi-Ressentiments bleiben brandgefährlich und verlangen daher in ganz besonderem Maße unseren gewaltfreien, aber entschiedenen Widerstand. Daher hat der Bürgermeister mit seinem klaren und fair kommunizierten Schritt vorbildlich, mutig und umsichtig gehandelt.

Dr. Konstantin von Notz, Bundestagsabgeordneter, Mölln