Zur Diskussion um die Ortsumgehungen im Kreis erklärt der Wahlkreisabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Dr. Konstantin von Notz:

Als Haushälter weiß es Norbert Brackmann am besten: Der Bundesverkehrswegeplan ist seit Jahren hoffnungslos überzeichnet. Wenn Norbert Brackmann sagt, dass man in diesem „Haifischbecken“ nur für die Region kämpfen müsse, schlussfolgert er falsch. Denn am Verhandlungstisch hat der dickste Fisch ein CSU-Parteibuch und schwimmt lieber in bayrischen Gefilden als in nördlichen Gewässern. Sehenden Auges immer neue Wunschprojekte zu fordern, die nie kommen werden, sichert vielleicht kurzfristig Wählerstimmen, untergräbt auf Dauer aber massiv das Vertrauen in die Politik.

Brackmanns „kleine Lösung“ für Geesthacht ist ein von vornherein unrealistisches Ablenkungsmanöver. Der Stückelbau verlagert das Problem nur, er löst keins. Eine verantwortliche Verkehrspolitik darf die Gemeinden nicht gegeneinander ausspielen, sondern muss sich ehrlich machen und nach klaren Prioritäten über Ortsgrenzen hinaus denken. Anstatt eines Milliardengrabs am Fehmarnbelt müssen wir den Nordostseekanal ertüchtigen, statt immer neuer Umgehungen müssen wir erst einmal unsere Straßen und Brücken instand halten.

Aus kommunalpolitischer Perspektive ergänzt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag, Klaus Tormälen:

Die CDU-Kritik geht an der Sache vorbei. Burkhard Peters hat im ZDF-Interview nur auf den Fakt hingewiesen, dass Deutschlands Infrastruktur allgemein einen großen Sanierungsstau hat – von der Kreis- bis zur Bundesebene.

Peters hat weder den Bau der B207 in Zweifel gezogen noch einen Baustopp verlangt oder gar den Anwohnern ihre Verkehrsentlastung missgönnt. Das sind bösartige Verdrehungen. Er hat vielmehr zurecht das unverhältnismäßige Kosten-Nutzen-Verhältnis hinterfragt – zumal mit Blick auf den Sanierungsstau bestehender Routen, sei es nun eine Kreis-, Landes- oder Bundesstraße.

Jetzt nur Landesstraßen ins Spiel zu bringen, obwohl die CDU bis vor zwei Jahren selbst in der Landesverantwortung stand, ist eine populistische Effekthascherei. Genauso überflüssig ist der CDU-Appell in der letzten Kreistagssitzung an die Landesregierung. Denn die Küstenkoalition hat für die Reparatur der Straßen so viel Geld bereitgestellt wie keine andere Regierung zuvor.