Fehmarnsundbrücke

In den Planungen geflissentlich übersehen: Das Nadelöhr der Fehmarnsundbrücke bei der Hinterlandanbindung einer festen Fehmarnbelt-Querung.

Zur Kritik dänischer Verkehrsexperten an der Wirtschaftlichkeit einer festen Fehmarnbelt-Querung erklärt der schleswig-holsteinische Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Konstantin von Notz:

Die Bundesregierung muss endlich Konsequenzen aus den verkehrsökonomischen Realitäten am Fehmarnbelt ziehen. Auf beiden Seiten des Belts warnen Rechnungsprüfer und Verkehrsexperten einhellig vor einem Prestigeprojekt, das der Region außer Milliardenkosten und viel Lärm wenig bringen wird: Eine feste Querung ist nicht nur umweltschädlich, sie macht auch volkswirtschaftlich schlichtweg keinen Sinn.

Wieder einmal wird bei einem Großprojekt offensichtlich der Nutzen durch überholte Zahlen und groteske Wunschszenarien schön gerechnet, während eklatante Planungsrisiken unter den Tisch fallen: Sei es die übersehene Preissteigerung, völlig lückenhafte Hinterlandanbindungen oder existierende Alternativrouten.

Und selbst wenn all die schönen Beltvisionen in ferner Zukunft zuträfen, es gibt in Schleswig-Holstein schon heute international viel wichtigere, aber baufällige Bestandsstrecken. Während es auf Nordostseekanal oder den Nord-Süd-Verbindungen wochenlang zu Sperrungen kommt, gibt es auf dem Fehmarnbelt eine funktionierende und nachhaltige Fährverbindung. Eine Priorisierung ist hier ein Gebot der Vernunft.

Der Bundesverkehrsminister darf nicht nur „Erhalt vor Neubau“ predigen, sondern muss eine ergebnisoffene Neubewertung vornehmen, die in einer pragmatischen Gesamtbeschau sämtliche Risiken und Alternativszenarien in den Blick nimmt. Anstatt sich hinter dem Staatsvertrag zu verstecken, müssen konstruktive Neuverhandlungen mit dem Vertragspartner Dänemark aufgenommen werden.

Mit einem Bruchteil der verplanten Gelder könnte so viel mehr für wirklich nachhaltige Verbindungen zwischen Dänemark und Deutschland erreicht werden. Je später sich Minister Dobrindt den Realitäten stellt, desto größer wird der Schaden auf beiden Seiten des Belts sein.