Rund 600 Menschen setzten am 10. Januar 2015 in der Oldesloer Peter-Paul-Kirche ein nachdenkliches, aber entschlossenes Zeichen für das friedliche Zusammenleben in einer offenen Demokratie – gut eine Woche nach der Rauchpatronen-Attacke auf ein Flüchtlingsheim im nahgelegenen Grabau und unter dem Eindruck der Pariser Anschläge.

Das Oldesloer Bündnis gegen Rechts und das Migrationsforum organisierten spontan die Solidaritätsveranstaltung, nachdem auf das außerhalb des Dorfes kaum bekannte Haus ein perfider Rauchanschlag verübt wurde – einer der Bewohner musste ins Krankenhaus gebracht werden. Zwar haben die Ermittlungen noch keine konkreten Ergebnisse gebracht, aber die Indizien und das Muster früherer Übergriffe auf Asylunterkünfte alarmierten zurecht Flüchtlingsaktivisten, aber auch den ermittelnden Staatsanwalt.

90er Jahre mahnen zur Wachsamkeit

So mahnte ich in meiner kurzen Ansprache zur Wachsamkeit: „Aus der bitteren Erfahrung der Anschlagsserie der 90er Jahre, die hier in der Region im Brandanschlag von Mölln endete, müssen wir uns nun so früh und klar wie möglich den rechtspopulistischen Angstmachern und rechtsextremen Gewalttätern in den Weg stellen. Die politischen Gewalttaten in Grabau wie in Paris sind ein Weckruf, offensiv für unser friedliches Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft einzustehen. Denn gerade das macht die Stärke unserer Demokratie und unseres Rechtsstaates aus.”

Nach einer Schweigeminute für die Anschlagsopfer in Paris sprachen in der bis in den Mittelgang vollen Kirche Vertreterinnen und Vertreter vom Bündnis gegen Rechts und dem Migrationsforum, der gastgebende Pastor sowie ein aus Syrien nach Oldesloe geflohener Asylbewerber. Er wie auch der Grabauer Bürgermeister betonte, dass die Dorfgemeinschaft und Geflohenen durchaus sehr gut miteinander auskommen. Mehrere Familien kümmern sich um die aus Syrien und anderen Kriegsgebieten kommenden Flüchtlinge. Diese Solidarität macht Mut.

Ermutigung für Willkommensbündnisse

So war der zahlreiche und vielstimmige Protestteilnahme aus der ganzen Region zugleich auch ein ermutigendes Signal nach Grabau und für die Bündnisaktiven. Dieses beharrliche Engagement von Kirchen, Verbänden, Bürgerinitiativen und Anwohnerinnen und Anwohnern ist die beste Antwort auf rechtspopulistische Stimmungsmache und dumpfe Vereinnahmungsversuche.

Daher lege ich in einer meiner nächsten Berlinfahrten einen besonderen Schwerpunkt auf die Flüchtlings- und Integrationspolitik: Geflüchtete und Aktive aus Willkommensbündnissen und Verbänden können sich während zwei Tagen in Berlin austauschen, mit Fachpolitikern wieder flüchtlingspolitischen Sprecherin der grünen Fraktion, Luise Amtsberg, diskutieren und als Dank und Ermutigung die Hauptstadt besser kennen lernen. Mehr dazu in meinem nächsten Newsletter.