Am Himmelfahrts-Wochenende war ich in Nordfriesland zu ganz unterschiedlichen Terminen unterwegs: Von Datenschutz und Big Data für die deutsche IT-Wirtschaft über Böhmermann-Debatte, Menschenrechte und Rechtspopulisten in Europa bis zu einem umweltbewusstem Tourismus für Meeresschutz.

Los ging es in Husum – die Grünen vor Ort hatten mich eingeladen. In meinem Bericht aus Berlin ging es um die großen außen- und innenpolitischen Fragen, Menschenrechte, das deutsch-türkische Verhältnis, Europas Demokratien unter Druck der Rechtspopulisten – aber auch darum, wie sich Deutschlands Umgang mit Krisen und Flucht auf die ehrenamtliche Kommunalpolitik auswirkt. Nicht nur als schleswig-holsteinischer Bundestagsabgeordneter, sondern auch als Möllner Stadtverordneter kenne ich beide Perspektiven nur allzu gut. Entsprechend angeregt debattierten wir dann, wie grüne Innen- und Außenpolitik zusammendenken können und zugleich die Umsetzung in den Kommunen im Blick behalten.

Am nächsten Tag debattierte ich auf Sylt in Rantum mit Managern deutscher Firmen, wie die Digitalisierung die Wirtschaft weltweit und damit auch in Schleswig-Holstein grundlegend verändert hat und künftig noch viel stärker bewegen wird. Welche Chancen aber auch Herausforderungen bringen Schlagwörter à la Big Data, IT-Sicherheit und Kundendatenschutz mit sich? Wie sichern wir den Datenschutz von Verbrauchern, Patienten, Mitarbeitern aber auch von Betriebsgeheimnissen in einer immer digitalisierteren und damit auch globalisierteren Lebens- und Arbeitswelt? Übrigens nicht nur im Sinne von Verbraucher- und Bürgerrechten, sondern auch als einen unerlässlichen Standortfaktor für deutsche und europäische Firmen – hängt doch daran das Kundenvertrauen wie die Garantie für fairen und rechtssicheren Wettbewerb im Netz.

Danach ging es mit den Sylter Grünen und Interessierten an die frische Luft: Am Strand von Westerland sprach ich mich für eine verstärkte „Schleppnetzfahnung“ aus. Dabei ging es freilich nicht um den Kampf gegen Abhöraktionen von Geheimagenten, sondern um die Reduzierung von Plastikmüll im Meer. Auf dem gemeinsamen Spülsaumkontrollgang zwischen Wenningstedt und Kampen ließ ich mich von Experten der Schutzstation Wattenmeer und der Naturschutzgemeinschaft Sylt über die Problematik „Plastikmüll im Meer“ informieren. Etwa 75 Prozent der bis zu 10 Millionen Tonnen Müll, die jährlich weltweit in die Meere gelangen, besteht aus Kunststoff. Weggeworfene Trawlernetze, Steilnetzteile, Plastikseile und Kunststoff-Fischkisten machen zusätzlich ca. 5 Prozent des jährliche Strandmülls an der deutschen Nordseeküste aus Nach Angaben des Umweltprogramms der vereinten Nationen (UNEP) treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlichster Größe.

„Das was am Strand ankommt ist nur die Spitze eines Plastikberges, der auf den Meeresgrund sinkt oder sich in großen Wasserwirbeln auf den Weltmeeren sammelt“, sagt Margit Ludwig von der Naturschutzgemeinschaft Sylt. „Um über die Jahre einen optimalen Überblick über alles zu bekommen, was an die Strände kommt, haben wir den „Beachexplorer“, eine digitale App für alle Strandläufer am europäischen Wattenmeer entwickelt“ betonte der Biologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Wir konnten die App gleich an Ort und Stelle, das heißt am Saumkragen des Strandes ausprobieren. So lässt sich auf dem Smartphone von der Herzmuschel, über den Seehund bis hin zum Schleppnetzes alles leicht bestimmen und eintragen. Alle Daten werden an zentraler Stelle registriert und für den Umwelt- und Tierschutz ausgewertet. Solche Umwelt-Apps für Bürger machen Spaß und helfen mit fundierten Datensammlungen auf Bundes- und Europaebene mehr Druck zu machen, damit unsere Meere endlich effektiv geschützt werden – auch durch ökologisch verträgliche Fischereitechniken.

Von vielen Reisen, aber auch aus Kommunalpolitik zuhaus im südlichen Schleswig-Holstein habe mich schon länger mit einem regionalen, naturverträglichen und politisch bewussten Tourismus beschäftigt. Der Beachexplorer aus Sylt ist eine tolle Entdeckung. Vielleicht hat ja jemand eine Idee, wie sich das auch auf dem Festland zwischen Elbe und Ostsee nutzen lässt.

Den Beachexplorer der Schutzstation Wattenmeer findet Ihr über die Website: beachexplorer.org