Im Gespräch mit Institutsleiter Gerold Rahmann

Beim Vor-Ort-Besuch in Trenthorst: Wie können qualifzierte, fair bezahlte Arbeitsplätze im ländlichen Raum geschaffen werden?

Immer mehr schlecht bezahlte, unsichere Jobs, von denen sich kaum leben, geschweige denn fürs Alter vorsorgen lässt; immer mehr Menschen, denen aufgrund ihrer Herkunft, einer Beeinträchtigung oder nach Erziehungszeiten die Chance auf eine gute Ausbildung oder Beschäftigung verwehrt wird und in der Folge immer mehr Ältere, die nach einer unterbrochenen „Versicherungsbiographie“ in die Altersarmut zu rutschen drohen – womit sie oft nicht nur die finanzielle Eigenständigkeit, sondern gleichsam an sozialer und kultureller Teilhabe in vielen Lebensbereichen verlieren. Wie kann der Weg aus diesem Szenario einer auseinander driftenden Gesellschaft aussehen,  und zwar gerade auch für die strukturschwächeren, ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins?

Mit diesen akuten Fragen im Gepäck reiste ich gemeinsam mit unserer Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt und zahlreichen grünen Kommunalos Ende April durch die Kreise Lauenburg und Stormarn. Vor Ort sahen wir, wie soziale und ökologische Projekte mit engagierter Jugendarbeit, neuen Forschungsansätzen oder grünen Geschäftsideen faire Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen.

Probefahrt auf grünem E-Bike

Probefahrt auf grünem E-Bike

Zum Beispiel bei einem Büchener Elektrorad-Hersteller: E-Bikes auf Öko-Strom-Basis sind gerade für Berufspendler oder ältere Menschen eine Mobilitätsalternative. Mittlerweile wurden mehr als eine Millionen Räder in Deutschland verkauft. Das bringt nicht nur was für einen sauberen, leisen Nahverkehr, sondern auch für Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region!

Immer mehr RadtouristInnen machen auf E-Bikes naturnahen Urlaub und übernachten dann auf Bio-Bauernhöfen. Die Öko-Landwirtschaft bietet aber noch viel mehr Chancen für den ländlichen Raum –  das zeigte eine Diskussion im Thünen-Institut Trenthorst. Katrin sagte dort zum Abschluss: „Gerade Ökohöfe können auch soziale Höfe sein. Denn für Menschen mit Behinderungen bietet der Öko-Landbau oft Arbeit und Anerkennung, die ihnen woanders verwehrt bleibt.“

Diskussionsrunde mit WissenschaftlerInnen und KommunalpolitikerInnen zu Chancen und Problemen öko-sozialer Betriebe im ländlichen Raum

Diskussionsrunde mit WissenschaftlerInnen und KommunalpolitikerInnen zu Chancen und Problemen öko-sozialer Betriebe im ländlichen Raum

Mit ähnlichen Problemen kämpfen auch Jugendliche im Ratzeburger Jugendtreff Gleis 21 – unserer dritten Besuchsstation. Immer noch haben Menschen nicht die gleichen Lebenschancen, nur weil sie oder ihre Familie aus einem anderen Land kommen. Gerade dann ist eine offene Jugendarbeit für eine frühe Förderung umso wichtiger: Denn verpasste Sprach- und Bildungsmöglichkeiten führen fast zwangsläufig zu schlecht bezahlten Jobs und diese wiederum zu Armut im Alter. Wir konnten erleben, wie dagegen durch gute haupt- und ehrenamtliche Sozial- und Jugendarbeit etwas aktiv gemacht werden kann. In Gesprächen mit den engagierten Jugendlichen wurde noch mal deutlich, wie dringend dieser Bereich eine noch stärkere politische Unterstützung braucht.

Podiumsdiskussion zu Altersarmut in Mölln

Podiumsdiskussion zu Altersarmut in Mölln

Mit diesen Praxiseinblicken ging es dann ins Wahlkreisbüro nach Mölln. Katrin diskutierte mit dem Sozialexperten Dr. Matthias Woisin (SoVD), dem grünen Kreistagsabgeordneten Klaus Tormählen und über 50 Gästen auf einem von mir moderierten Podium. Katrin zog am Ende Bilanz und sagte: „Die heutigen Projektbesuche zeigen, wie früh und umfassend wir der Altersarmut begegnen müssen. Das fängt bei guten Betreuungs- und Bildungsangeboten an und geht über einen inklusiven, ökologischen Arbeitsmarkt bis hin zur grünen Garantierente und einer altersgerechten Versorgung in den Kommunen.

Konstantin von Notz