Spätestens seit den Enthüllungen Edward Snowdens sind die Themen Datenschutz und Bürgerrechte in der digitalen Welt hochaktuell. Seitdem erreichen uns leider allzu regelmäßig neue Hiobsbotschaften von der Datensammelwut sowohl privater Unternehmen, als auch staatlicher Geheim- und Nachrichtendienste. Dies ist eine immense Aufgabe für den Verbraucherschutz und die politische Bildung, die gelingen kann, wie ein Workshop grüner Trainees in Bad Oldesloe zeigt.

Während sich in der Netzcommunity große Empörung und Widerstand regen, spielt das Thema für die meisten Menschen eine eher nachgeordnete Rolle. „Die können mich ruhig überwachen, ich habe ja nichts zu verbergen“ – so der Grundtenor in weiten Teilen der Gesellschaft. Diese Einschätzung zu hinterfragen und zu diskutieren war Ziel eines Datenschutzworkshops in der Ida-Ehre-Schule in Bad Oldesloe.

Entstanden war die Idee eines Schulworkshops im Rahmen des Trainee-Programms von Bündnis 90/ Die Grünen. Als Mentor hatte ich die beiden grünen Trainees Svea und Malika begleitet. Wir diskutierten immer wieder darüber, wie die zunächst nur abstrakt erscheinenden Fragen von Datenschutz und digitalen Bürgerrechten gerade im alltäglichen Leben der jüngeren Generationen konkret werden. Nun stellten die beiden Politikwissenschaftlerinnen in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring (KJR) Stormarn und meinem Wahlkreisbüro dieses Projekt auf die Beine. Am Ende stand ein ambitioniertes Programm, das Jugendliche mit Themen konfrontieren sollte, die sie direkt betreffen: In einem dreistündigen Workshop befassten sich die Schülerinnen und Schüler mit den Folgen von Tracking, Überwachung und der Erstellung persönlicher Profile für ihre eigene Zukunft.

Bei der Auseinandersetzung mit ihrer ganz persönlichen Privatsphäre wurde den Jugendlichen schnell deutlich, dass sie offenbar durchaus unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, welche Informationen privat und welche öffentlich behandelt werden sollten. Dass sie diese Entscheidung jedoch nicht immer selbst fällen können, zeigte eine Übung, die sich um die Verwendung von Tracking-Daten drehte. Doch nicht nur private Unternehmen, sondern auch staatliche Geheimdienste sammeln gegen unseren Willen unsere Daten.

Wie schnell wir alle selbst Opfer von Überwachung und Verfolgung werden können, verdeutlichten wir am Beispiel der Rasterfahndung: Die Gruppe hatte die Aufgabe, ein Raster zur Erkennung von potentiell gefährlichen Straftäterinnen und Straftätern zu entwickeln. Nach anfänglicher Skepsis stellten sie schnell fest, dass auch sie ganz konkret von Überwachung betroffen seien könnten. Einige Jugendliche waren überrascht, als sie erfuhren, dass die Geheimdienste auch Schlüsse aus ihrem Surfverhalten und ihrer Aktivität bei Online-Games ziehen könnten: “Aber nur weil ich manchmal zocke, bin ich doch kein Attentäter!”, so ein Schüler empört. An diesem Beispiel wurde den Jugendlichen bewusst, dass Überwachung und Verdächtigung häufig auf Stereotypen, Verallgemeinerungen und Vorurteilen beruhen.

Anschließend an die Workshop-Phase diskutierte ich als Wahlkreisabgeordneter und Netzpolitiker mit den Schülergruppe die am Vormittag gewonnen Erkenntnisse – zahlreiche und sehr problembewusste Fragen kamen auf: Interesse bestand sowohl daran, was mit ihren Daten auf den Servern von Facebook und Co. passiert, als auch an meiner parlamentarischen Arbeit zu diesen Themen im Bundestag. Auch rechtliche Fragen, etwa ob Unternehmen nicht Geld zahlen sollten, wenn sie auf staatlichem Boden mit Daten Geld verdienen, wurden diskutiert. Dabei verband ich die Digitalisierungsdebatte mit einem Appell an die Jugendlichen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen: “In einer Demokratie bekommt ihr genau das, was ihr bestellt”.

Am Ende stand die Frage nach den ganz praktischen Handlungsoptionen in Bezug auf die Sicherung der eigenen digitalen Privatsphäre. “Wenn man sich mit dem Thema Datenschutz beschäftigt, ist schon viel gewonnen!”